Sie bereiten sich nach Ihrem persönlichen Plan auf den nächsten Wettkampf vor, steigern kontinuierlich Umfang und Intensität und dann das. Plötzlich beginnt die Achillessehne zu schmerzen. Zuerst nur nach dem Lauftraining, später auch während des Trainings und dann kommen auch noch morgendliche Anlaufschmerzen nach dem Aufstehen hinzu. Sie beschliessen die Beschwerden zuerst zu ignorieren, es darf ja beim Training etwas zwicken. Als die Beschwerden über Wochen nicht abklingen und die Achillessehne sich auch noch verdickt, beschliessen Sie zum Arzt zu gehen.
Bei der Untersuchung ist der Zehenspitzengang schmerzhaft und ebenso das einbeinige Hüpfen auf dem betroffenen Fuss. Die knotige Verdickung der Achillessehne ist druckschmerzhaft und es lässt sich bei der Bewegung der Sehne ein Reibegeräusch provozieren. Damit ist die Diagnose einer Achillessehnenentzündung klinisch bereits gestellt.
Mit einer Ultraschalluntersuchung kann festgestellt werden, wie stark die Achillessehne verdickt ist, ob bereits eine teilweise Degeneration stattgefunden hat und ob eine charakteristische vermehrte, krankhafte Gefässeinsprossung in die Sehne stattgefunden hat. In chronischen Fällen über mehrere Monate kann auch eine MRI Untersuchung hilfreich sein, um zu beurteilen, wie viel Gewebe der Achillessehne bereits degeneriert ist und ob nicht bereits eine Operation in Betracht gezogen werden muss.
Zur Entzündung kommt es bei einem Missverhältnis von Belastung und Belastbarkeit der Sehne. Laufsport birgt ein 30-fach erhöhtes Risiko in sich eine Achillessehnenentzündung zu erleiden, im Vergleich zu sitzender Aktivität. Zu einer Überbelastung kommt es nach Steigerung von Intensität und Dauer des Trainings, bei der Wahl von ungeeigneten Laufschuhen, Änderung des Laufterrains, wie zum Beispiel dem Training auf der Finnenbahn, deren zwar weiche Beschaffenheit aber eben auch instabile Oberfläche der Achillessehne Mehrarbeit abverlangt. Ausgeprägte Überpronation, d.h. einwärts Knicken des Fusses, mangelnde Dehnung und Kraft der Wadenmuskulatur gelten ebenfalls als Risikofaktoren. Selten kann es auch bei der langfristigen Einnahme von gewissen Antibiotika zu einer Achillessehnenentzündung kommen.
Sehnen bestehen einerseits aus Sehnenzellen, zum anderen grossen Teil aus parallel verlaufenden Sehnenfasern. Bei der krankhaft veränderten Sehne ist der parallele Verlauf der Sehnenfasern gestört, es kommt zu der Degeneration der Fasern, was im Langzeitverlauf zur Verdickung führt. Zudem kommt es zu einem Einwachsen von Gefässnervenkomplexen in die Sehne. Diese Nervenendigungen sind wohl massgeblich an der Schmerzentstehung beteiligt. Streng genommen kommt es also zu keiner eigentlichen Entzündung, sondern zu einer Degeneration. Der Begriff Achillessehnenentzündung hat sich jedoch im Sprachgebrauch eingebürgert.
Die Therapie der Achillessehne ist immer langwierig und von Fall zu Fall unterschiedlich. Sie richtet sich nach den zu korrigierenden Risikofaktoren und kombiniert mehrere Methoden. Es ist sicher von Vorteil wenn dabei erfahrene Sportmediziner und Sportphysiotherapeuten einbezogen werden. Sicher muss zuerst die Belastung reduziert, d.h. das Lauftraining gestoppt werden. Eine der bewährtesten aktiven Massnahmen ist ein kombiniertes exzentrisches Dehnungs- und Kräftigungstraining der Wadenmuskulatur, welches z.B. über eine Treppenstufe mehrmals täglich über Wochen durchgeführt werden muss. Dies führt zu einer Kräftigung der Sehne. Eine physiotherapeutische Behandlung fast immer notwendig. Dabei werden die aktiven Übungen instruiert, Verspannungen in der Wadenmuskulatur gelöst und die Durchblutung in der Achillessehne gefördert. Dazu kann unterstützend auch eine Achillessehnenbandage verwendet werden, welche beim normalen Gehen die Achillessehne massiert und dabei die Durchblutung verbessert. Ebenfalls mit gutem Erfolg wird die sogenannte Stosswellentherapie angewendet, welche durch eine gezielte Reizung an der Achillessehne die körpereigenen Reparaturmechanismen anregt, da der Körper bei der Behebung des Achillessehnenschadens oft zu früh aufgibt. Bei ausgeprägter Überpronation des Fusses muss die Stellung mit einer Schuheinlage korrigiert werden. In einigen besonders hartnäckigen Fällen muss die Therapie auf spezielle Therapieverfahren, wie Förderung der Heilung durch Injektionen von Extrakten aus dem Eigenblut (sogenanntes plättchenreiches Plasma) oder der Verödung der eingewachsenen Gefässnervenkomplexe ausgeweitet werden, wobei letzteres in der Schweiz kaum durchgeführt wird. Verboten sind Cortisoninjektionen in die Achillessehne, wie sie früher durchgeführt wurden. Diese brachten zwar eine kurzfristige Besserung der Beschwerden, schwächen aber die Achillessehne und können bei wiederholter Anwendung sogar zum Riss der Sehne führen.
Wenn im MRI mehr als 50% des Achillessehnenquerschnittes degeneriert ist, führt die konservative Therapie oft nicht mehr zum Erfolg. Dann muss operativ das krankhaft veränderte Gewebe entfernt werden. Ist die verblieben Sehne zu schwach, muss sie meist durch die Sehne des Grosszehenbeugers verstärkt werden.
Die Ursachen der Achillessehnendegeneration sind individuell sehr verschieden. Die Therapie ist langwierig und richtet sich entsprechend nach den zu korrigierenden Faktoren. Es müssen diverse Therapieverfahren kombiniert werden, um zum Erfolg zu kommen. Eine frühzeitige Behandlung durch Sportmediziner und Sportphysiotherapeuten ist von Vorteil.