Läuferknie

Jetzt laufen Sie schon seit Jahren und hatten dabei noch nie Beschwerden. Doch plötzlich treten Schmerzen an der Aussenseite des Knies auf. Zu Beginn des Trainings ist alles noch in bester Ordnung, aber in schöner Regelmässigkeit immer zur selben Zeit beim Lauftraining, wenn Sie bergab rennen sogar noch früher, kommen diese Beschwerden und klingen nach dem Lauftraining auch wieder ab. Im Alltag verspüren Sie gar keine Beschwerden.
Diese Symptome weisen auf die Diagnose eines so genannten Läuferknies hin, auch bekannt als Ilio-tibiales Bandsyndrom.

Ursachen, Symptome und Behandlung

Der Tractus iliotibialis ist eine sehnenartige Struktur, welche sich vom Beckenkamm entlang der Aussenseite des Oberschenkels bis direkt unter das Knie zieht. Dabei wird der Tractus sowohl oben über der die Hüfte, wie auch unten über die Aussenseite des Knies gespannt. Während des Gehens und Laufens entstehen beim Gleiten der Sehne über die Knochenvorsprünge Reibungskräfte, die von einem Schleimbeutel zwischen Knochen und Tractus aufgefangen werden. Erst wenn diese Kräfte über längere Zeit zu stark sind, kommt es zu einer Entzündung des Tractus, des Schleimbeutels und der Knochenhaut.
Gründe für eine Störung dieses Systems gibt es viele. Darum ist auch die Therapie von Fall zu Fall verschieden.

Überpronation

Viele Läufer neigen wegen ihrer Fussanatomie oder wegen mangelnder Kraft der Fussmuskulatur zur Überpronation. Dieses Einknicken auf der Innenseite des Fusses führt zu einer Innenrotation des Unterschenkels, was zu einer zusätzlichen Anspannung des Tractus führt und damit zu hohen Reibekräften an der Knieaussenseite. Eine zielgerichtete Physiotherapie soll darum die Fussmuskulatur so stärken, dass die Überpronation wieder korrigiert wird. Dies kann je nach Fussgeometrie nicht immer möglich sein. Darum hat die Industrie die Laufschuhe entwickelt, die auf der Innenseite des Fusses mehr abstützen und somit der Überpronation entgegen wirken. In manchen Fällen sind zusätzlich Schuheinlagen auf Mass notwendig, um diese Wirkung zu verstärken.

Muskuläre Störungen

Eine gute Beinachsenstabilität ist wichtig für einen koordinierten Bewegungsablauf von Hüfte, Knie und Sprunggelenk. Darunter versteht man die Fähigkeit im Stehen, auch einbeinig, und auch beim Laufen das Knie so zu stabilisieren, das es weder nach innen, noch nach aussen aus dem Lot gerät. Bei mangelnder Beinachsenstabilität, zum Beispiel nach einer Verletzung des Sprunggelenkes mit nachfolgender Ruhigstellung, kann es zum Einwärtsknicken des Knies kommen, was den Tractus übermässig anspannt, so dass die Reibungskräfte übermässig ansteigen, was dann wieder zur Entzündung führt. Darum muss in der Physiotherapie mit Balance- und Kraftübungen die Stabilität wieder hergestellt werden.
Der Traktus wird über einen dazugehörigen Muskel gesteuert. Ist dieser verkürzt oder verhärtet, steigt ebenfalls die Spannung auf der Knieaussenseite mit den bekannten Folgen. Hier muss der Muskel mit Massagen entspannt und der Tractus gedehnt werden.

Rumpfkraft

Bei mangelnder Rumpfkraft droht der Rumpf beim Lauftraining aus dem Lot zu geraten, darum müssen Muskeln im Beckenbereich, v.a. die Abduktoren, also die Muskeln auf der Aussenseite der Hüfte, Mehrarbeit leisten um dieses Ungleichgewicht wieder zu korrigieren. Bei langen Läufen können diese Muskeln diese Aufgabe wegen Ermüdung jedoch nicht mehr erfüllen. Es kommt zum Auswärtskippen des Beckens, was den Tractus wiederum über Massen anspannt. Entsprechend muss hier die Rumpfstabilität korrigiert werden.

Therapie

Die auslösenden Faktoren wie Überpronation, muskuläre Störungen und mangelnde Rumpfkraft müssen korrigiert werden. Mit Physiotherapie und Trainingsreduktion lässt sich in den meisten Fällen ein entsprechender Therapieerfolg erzielen. Nur in ganz seltenen Fällen, wenn alle diese Massnahmen nicht zum Ziel geführt haben, ist in Ausnahmefällen auch eine Cortisoninjektion zu erwägen, um die chronische Entzündungsreaktion zu stoppen und dann mit der Physiotherapie weiter zu fahren.
Die Ursachen des Läuferknies sind multifaktoriell und bedürfen darum einer genauen Untersuchung und einer individuell angepassten Therapie.

Spezialist für Sportmedizin