Knorpelchirurgie am Knie

Die Behandlung von Knorpelschäden im Knie, bzw. allgemein stellt eine große
Herausforderung in der Orthopädie dar. Knorpelzellen haben einen sehr langsamen
Stoffwechsel. Darüber hinaus zeigen sie im Erwachsenen-Alter nahezu keine Tendenz mehr
zur Selbstheilung. Daher kommt einer möglichst frühzeitigen und konsequenten Behandlung
eines Knorpelschadens grosse Bedeutung zu.

Winkelmessung im Kniegelenk
Microfakturierung

Ursachen, Symptome und Behandlung

Funktion des Knorpels

Die Hauptfunktion des Knorpels ist, das Miteinander-«Gleiten» der Gelenkpartner mit möglichst wenig Widerstand zu ermöglich. Alle Gelenkflächen sind also von einer bedeckenden Knorpelschicht überzogen. Knorpelgewebe selber ist weder von Blutgefässen noch von Nerven versorgt. Es ernährt sich indirekt aus der sie umspülenden Gelenkflüssigkeit, was den sehr trägen Stoffwechsel dieses Gewebes erklärt.

Ursachen der Knorpel-Schädigung

Häufig kommt es im Rahmen von Sport-Verletzungen begleitend auch zu einer Knorpel-Schädigung. Jedoch führen auch anderweitige Faktoren wie z.B. ein O- oder X-Bein oder ein instabiles Kniescheiben-Gelenk zu einem lokal begrenzten Knorpelschaden. Sportarten mit rapiden Start- und Stop-Bewegungen (z.B. Fussball oder Tennis) oder bei welcher hohen Energie auf das Knie wirkt wie beim Ski-Fahren sind besonders zu nennen. Unbehandelt haben lokal begrenzte Schäden jedoch die Tendenz, bei fortgesetzter Belastung grösser zu werden. Somit kann nach Jahren eine flächenhafte Abnutzung und somit eine Arthrose des Gelenks entstehen.

Symptome einer Knorpelschädigung

Die klassischen Symptome sind häufig, jedoch auch zunächst unspezifisch. Schmerzen, welche unter Belastung stärker werden sowie eine Schwellneigung des Gelenks werden berichtet. Häufig wird erst ärztliche Hilfe aufgesucht, wenn die Schmerzen auch im Alltag oder bei geringer Belastung auftreten. Das Ausmass einer Knorpelschädigung lässt sich erst mithilfe einer MRI-Untersuchung genau erkennen.

Konservative Therapie

Bei Schädigungen in geringem Umfang ist die Knorpelschicht noch zum Teil erhalten, also eine gewisse «Schichtdicke» noch vorhanden. In diesen Stadien sind Physiotherapie und Injektionsverfahren die Mittel der Wahl. Hierbei kommen neben Hyaluronsäure auch Verfahren mit Eigenblut («ACP») zur Anwendung.

Operative Therapie

Verschiedene effektive Techniken sind etabliert, um Knorpelschäden zu behandeln und die langfristige Gelenkfunktion zu verbessern. Neben dem eigentlichen Knorpelschaden muss jedoch zwingend die zugrundeliegende Ursache erkannt und mitbehandelt werden, z.B. eine Stabilisierung der Kniescheibe, die Begradigung der Beinachse oder eine Band-Instabilität.

Mikrofrakturierung

Die Mikrofrakturierung ist eine minimalinvasive Technik zur Behandlung von Knorpelschäden im Knie, welche kleiner als 2cm2 sind. Bei dieser Methode werden winzige Löcher im Knochen erzeugt, um eine kleine Blutung und damit den Austritt von Stammzellen aus dem Knochenmark hervorzurufen. Dieser Prozess fördert die Bildung von Reparaturgewebe, welches jedoch eher Faserknorpel als hyalinem Knorpel ähnelt und mechanisch nicht so belastbar ist wie der ursprüngliche Knorpel. Dennoch hat dieses Verfahren in vielen Fällen auch weiterhin seine absolute Berechtigung.

AMIC-Plastik (Autologous Matrix-Induced Chondrogenesis)

Die AMIC-Plastik ist eine erweiterte Form der Mikrofrakturierung, bei der ein biologisch abbaubares Kollagenmembran auf die geschädigte Knorpeloberfläche gelegt wird. Diese Membran bietet eine strukturelle Unterstützung für die Zell-Anlagerung und das Einwachsen
von knorpeligen Vorläuferzellen aus dem umgebenden Gewebe. Dies fördert die Bildung von hyalinem Knorpel und verbessert die Qualität der regenerierten Oberfläche.

Minced-Cartilage / AutCart

Bei Defekten grösser als 2cm2 kommen hochmoderne Techniken zum Einsatz, bei denen Knorpelgewebe vom Patienten, bzw. vom selben Gelenk «verpflanzt» wird. Die Minced- Cartilage Transplantation beinhaltet die Entnahme von kleinen Knorpelstücken aus einemnicht belasteten Bereich des Gelenks, die dann in kleinere Fragmente zerkleinert werden. Diese Fragmente werden dann in den defekten Bereich transplantiert und mit einer biologisch abbaubaren Membran abgedeckt. Da intakte Knorpelzellen enthalten sind, kann diese Technik zur Bildung von hyalinem Knorpelgewebe beitragen und eine langanhaltende Reparatur ermöglichen.
Die AutoCart-Technik beinhaltet ebenfalls die Entnahme von Knorpelgewebe aus einem gesunden Bereich des Gelenks. Das Verfahren hat sich aus der Minced-cartilage Technik weiterentwickelt, verwendet aber zum Stabilisieren des Knorpel-Gewebes keine Membran, sondern macht sich die «Klebe-«Funktion des eigenen Bluts zunutze. Hierbei wird das patienteneigene Blut mithilfe einer speziellen Methode verwendet, um das Knorpelgewebe am gewünschten Ort zu fixieren. Es wird keinerlei körperfremdes Material oder Gewebe benötigt.

Nachbehandlung

In der Regel ist für 6 Wochen eine Teilbelastung von 15 kg erforderlich. Während dieser Zeit müssen Unterarm-Gehstöcke verwendet werden. Insgesamt fordert die Nachbehandlung den Patient/innen einerseits viel Geduld, aber auch Disziplin und Einsatz ab. Intensive Physiotherapie und im weiteren Verlauf auch regelmässiger Kraftaufbau sind erforderlich.
Leichte sportliche Betätigung wie Schwimmen oder Velofahren sind nach 3-4 Monaten möglich. Hochbelastende Sportarten wie Tennis, Fussball oder Skifahren benötigen eine 10- bis 12-monatige Rehabilitations-Dauer.